Berlin, den 11.10.1926

Reichswehrministerium (Heer) Truppenamt

Nr. 505/26 g.Kdos. Ti I.

Betr. Armierungsausbau der Oderbefestigungen.

An

Gruppenkommando 1 Berlin Wehrkreiskommando III Berlin Reichswehrministerium (Jn 5)

Die auf dem Ostufer der Oder im Bereiche der Festungsabschnitte anzulegenden Widerstandszonen stehen in en er Verbindung mit der Oder-Rückhaltzone bzw. der Madüsee-Rückhaltzone.

Jhr Ausbau ist so vorzubereiten, dass in ihnen entscheidender Widerstand geleistet werden kann. Es ist deshalb keine Rücksicht auf die z.Zt. verfügbaren Kräfte zu nehmen. Die Abschnittsbreiten und Ausbaustärken sind je nach der Stärke des Geländes und der voraussichtlichen Bedrohung durch den Feind so zu wählen, dass jeder Abschnitt mit Aussicht auf Erfolg verteidigt werden kann.

Die Stellungen müssen im Bedarfsfalle nach 3 Tagen den Sicherheitsausbau beendet haben. Nach weiteren 11 Tagen müssen sie einem ernsthaften mit Artl. geführten Angriff gewachsen sein.

Jn allen 3 Festungsabschnitten ist ein Friedensausbau einiger auf dem Ostufer gelegenen Widerstandszonen beabsichtigt. Der Beginn wird vom Rw.Min.T.A. je nach der politischen Lage befohlen werden.

1.) Festungsabschnitt Breslau.

a) Der eingereichte Vorschlag sieht eine zu große Zahl von Widerstandszonen vor,

b) für den Ausbau sind künftig in Aussicht zu nehmen : Die II. (mittlere) Widerstandszone auf dem Katzengebirge mit Flügelanschluß an die Weide und die Oder. Die Weide-Widerstandszone als rückwärtige zweite Zone.

e) Der Masch. Gewehre Gürtel auf dem ostw. Oderufer kommt fortan in Fortfall.

d) Da die Abwehr eines überraschenden feindl. Vorstoßes aus der Linie Kempen-Schildberg über Oels auf Breslau z.Zt. nicht genügend gewährleistet erscheint, hat die Kommandantur erneut zu erkunden, welche Widerstandsmaßnahmen für den Grenzschutz im Raume Namslau-Gr. Wartenberg-Neu Mittelwalde-Goschütz getroffen werden können. Das Ergebnis ist zu melden.

c) An der Nordfront ist für den Grenzschutz nach Zurückdrängen von der Grenze ernsterer Widerstand hinter dem Bartsch-Abschnitt vorzusehen.

2.) Festungsabschnitt Glogau. 

a) Für den Ausbau ist die Widerstandszone im und ostw. des Stadtforstes vorgesehen.

b) W.K.Kdo.III hat zu prüfen, ob durch Verlängerung der Zone über den Stadtforst nach Osten und Einbeziehung der Höhe 109 ostw. Alt Driebitz die Schwäche der Zone bei Schlichtingsheim ausgeglichen werden kann. Das Ergebnis ist zu melden.

3. Festungsabschnitt Küstrin.

a) Als Hauptkampfzone wird die Obra-Stellung von Kl.Blumberg bis Kl. Czettritz bestimmt. Sie ist für einen Friedensausbau vorzusehen 

b) Ein weiterer Friedensausbau der Eilang-Lenze-Stellung ist einzustellen. Ihre Aufgaben gehen auf die Obra-Stellung über. Sie ist als weiter rückwärts gelegene zweite Widerstandszone beizubehalten, ihr Ausbau erst für den Bedarfsfall vorzusehen.

c) Im Anschluß an die Obra-Stellung ist nördl. der Netze in Linie Gurkow-Berlinchen eine Widerstandszone mit Anschluß an die Madüsee-Zone anzulegen. Die bisherige Widerstandszone Vietz-Soldin ist als rückw. zweite Widerstandszone beizubehalten.

4.) Um einen klaren Überblick über die geplanten Arbeiten in den einzelnen Festungsabschnitten zu erhalten, sind auf den Karten durch besondere Signaturen zum Ausdruck zu bringen:

a) die Stellungen, die bereits im Frieden planmäßig ausgebaut werden sollen,

b) die Stellungen, die erkundet, deren Ausbau durch Armierungstruppen aber erst im Bedarfsfalle erfolgen soll,

c) die Stellungen, die im Gelände erkundet sind, deren Verstärkung aber der besetzenden Truppe vorbehalten bleibt.

5.) W.K.Kdo.III hat entsprechende Vorschläge der Festungskommandanturen bis 1.4.27 dem Rw.Min. einzureichen.

gez. Wetzel